Auf der Suche nach mehr Konstanz

Tomas Kocian-Falkenbach und die SWD powervolleys stehen im Pokalfinale. Foto: powervolleys

Wie besonders dieser Moment am Mittwochabend für Tomas Kocian Falkenbach war, wurde deutlich, als der Spielmacher auf die Knie sank und den Kopf zwischen den Armen vergrub. Es war der Moment, als der Volleyball-Bundesligist SWD powervolleys Düren den Einzug ins Pokalfinale mit einem 3:0 über den Titelverteidiger VfB Friedrichshafen klar gemacht hat. Vor dem Finale am 26. Februar gegen den Meister Berlin Recycling Volleys warten noch jede Menge große Herausforderungen auf das Team. Das sagt Tomas Kocian Falkenbach im Interview.

Nach dem Sieg im Pokal-Halbfinale über den VfB Friedrichshafen ist es noch ein Sieg bis zum Titel – was sagst du dazu?
Tomas Kocian Falkenbach: Das sage ich ja schon seit Jahren: Es ist unser größtes Ziel, mit Düren endlich einen Titel zu gewinnen. Der Pokal ist der schnellste Weg, um das zu schaffen. Trotzdem musst du die Großen am Ende schlagen. Jetzt haben wir einen wichtigen Schritt getan. An den nächsten Schritt – das Finale gegen Berlin – denke ich jetzt aber nicht.

Großes Potenzial

Hand aufs Herz: Nach dem bisher so durchwachsenen Saisonverlauf war nicht absehbar, dass ihr so deutlich euer Halbfinale gegen den VfB gewinnt, oder?
Tomas Kocian Falkenbach: Entscheidend war der zweite Satz. Wir haben schon einige Spiele gezeigt, wo wir am Anfang stark gespielt haben, dann aber nachgelassen haben. Auch jetzt lagen wir zuerst schnell hinten. Und ich dachte: Oh Mann, da geht das schon wieder los. Aber ich habe auf dem Feld gemerkt, dass das Energieniveau unheimlich gut war. Es ist hoch geblieben und hat sich nicht ins Negative gekehrt, weil ein paar Sachen nicht geklappt haben. Wir sind dauerhaft zusammengeblieben. Und dann sind wir unheimlich stark.

Und jetzt?
Tomas Kocian Falkenbach: Ich hoffe einfach, dass wir jetzt daran anknüpfen können. Spielerisch müssen wir nicht darüber reden: Wir haben großes Potenzial. Aber im Kopf müssen wir wieder lernen, aus Frustration Motivation zu ziehen. Das ist uns bisher nicht immer gelungen.

Welche Rolle spielen dabei bisher die hohe Belastung aus drei Wettbewerben (Bundesliga, Pokal und Champions League) und das große Verletzungspech?
Tomas Kocian Falkenbach: Das sind sehr einflussreiche Faktoren. Das Level, das wir für die Spiele brauchen, hatten wir bisher zu selten auch im Training. Wir können entweder nicht Sechs gegen Sechs als Spielform trainieren. Oder wir haben Gast-Spieler. Aber das sind keine Bundesliga-Spieler. Ich will das überhaupt nicht schlecht reden. Im Gegenteil. Die Jungs helfen uns enorm und ich bin ihnen sehr dankbar. Aber da steht eben nicht unser Team und kann nicht daran arbeiten, als Team geschlossener zu werden. Uns fehlt im Training der Druck, mit dem wir im Spiel klarkommen müssen. Das hat uns vergangene Saison bis zu dieser kollektiven Corona-Infektion ausgezeichnet. Wir waren so konstant stark, weil wir konstant auf hohem Niveau trainieren konnten. Das fehlt bisher.

 

Ich hoffe, dass das Spiel mental ein bisschen was bewirkt, weil jeder gemerkt hat: Ich kann das. Auch nach den schweren Wochen bisher. Das brauchen wir. Denn die Situation bleibt erst mal: Wir haben schwere Wochen vor uns und müssen weiter auf wichtige Spieler verzichten.

Tomas Kocian-Falkenbach

Aber auch bisher hat das Team phasenweise stark gespielt, allerdings nur selten konstant.
Tomas Kocian Falkenbach: Wenn alles läuft und jeder Spieler im Angriff beispielsweise seinen Paradeschlag einsetzen kann, dann läuft es jetzt auch. Was uns bisher fehlt, ist ein gutes Krisenmanagement in den Momenten, in denen Dinge nicht funktionieren. Dann musst du auf deine Basis zurückkehren und sehr solide spielen. Aber diese Basis war nicht auf dem Niveau, auf dem sie wäre, wenn du das täglich im Training liefern musst. Die Folge ist dann oft, dass Jeder denkt, er muss was Besonderes machen. Dann halten wir uns als Team nicht mehr an das Konzept, sondern stehen mit sechs Individualisten auf dem Feld.

So wie bei den Heimniederlagen in der Bundesliga gegen Lüneburg oder in der Champions League gegen Ljubljana?
Tomas Kocian Falkenbach: Das waren Spiele, in denen ich das Gefühl hatte, dass wir uns selbst schlagen. Damit kein falscher Eindruck entsteht: Lüneburg zum Beispiel hat gewonnen, weil sie ihr Niveau konstant gespielt haben. Wir konnten das nach einen starken ersten Satz nicht.

Welches Dürener Team sehen wir nach dem Einzug ins Pokalfinale im Rest der Saison? Das, das aus den schweren Wochen, die jetzt weiter andauern, gestärkt hervorgeht?
Tomas Kocian Falkenbach: Vor dem Halbfinale habe ich nicht damit gerechnet, dass wir so deutlich verlieren wie beim Auswärtsspiel in Friedrichshafen zuletzt. Ich habe auch nicht damit gerechnet, dass wir so deutlich gewinnen wie es jetzt passiert ist. Ich hoffe, dass das Spiel mental ein bisschen was bewirkt, weil jeder gemerkt hat: Ich kann das. Auch nach den schweren Wochen bisher. Das brauchen wir. Denn die Situation bleibt erst mal: Wir haben schwere Wochen vor uns und müssen weiter auf wichtige Spieler verzichten.

Kurze Weihnachtspause

Die Phase mit Verletzungen und wichtigen Spielen hält also an: Am Dienstag, direkt nach Weihnachten, sind die Helios Grizzlys Giesen zu Gast. Alles andere als ein Sieg mit 3:1 oder 3:0 würde bedeuten, dass das Ziel, vor den Playoffs noch die Top vier zu erreichen, in die Ferne rückt.
Tomas Kocian Falkenbach: Ich denke, dass diese Mini-Pause von drei Tagen und helfen wird, den Kopf freizukriegen. Wir trainieren erst am zweiten Weihnachtstag abends wieder. Also mal kurz an was anderes denken als an Volleyball und dann wieder voll konzentrieren. Das Spiel gegen Giesen (27. Dezember) ist enorm wichtig. Ich hoffe da auf unsere Zuschauer. Spiele zwischen Weihnachten und Neujahr sind bei den Fans meistens sehr beliebt. Wenn wir wieder so eine euphorische Stimmung haben wie jetzt im Halbfinale und vielleicht noch ein paar Leute mehr kommen, dann hilft uns das sehr. Das gerade ist eine enorm wichtige Phase in der Saison.